Bikers-Corner Racingteam

Prüf- und Einstellfahrten NBR 05.04.2012

Der Winter war lang und hart und entbehrungsreich. Seit nun schon fast 6 Monaten schlummert meine 2004er SV650S wie Dornröschen in der Garage in Haag und wartet auf ihren Prinz, der sie behutsam wach küsst und auf erste Tuchfühlung mit ihr geht. Am 05.04.2012 ist es nun endlich soweit: voller Vorfreude treffen wir (Julia, Sonja, Chris und ich) uns also Mittwoch Abend gegen 18.00 Uhr im Fahrerlager am Nürburgring um mit Dunn Racing am Gründonnerstag das erste Renntraining der Saison zu absolvieren. Wohl gemerkt - ja - der April ist ein launischer Monat und - ja - das Eifelwetter umso mehr. Aber wir sind zuversichtlich und schwören uns ein "Das Wetter wird halten und es wird schön und wir können fahren". Wir sind ja angetreten um die SV zum Leben zu erwecken und um für den ersten Lauf des Seriensport am 01. Mai schon mal die Strecke zu üben.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Sonja, Chris und Markus - die SV ist echt geil geworden und bereits beim ersten anschauen ist meine Freude auf das kommende Training unermesslich. Also, ab zur Anmeldung & zur technischen Abnahme - warte mal kurz (!?) - bei Dunn Racing gibt's keine technische Abnahme? Der erste Schock verfliegt nur langsam, denn es ist mir persönlich deutlich lieber, wenn die Grundfunktionen aller teilnehmenden Fahrzeuge von einem technisch versierten Unabhängigen überprüft werden. Aber so ist das eben - andere Länder, andere Sitten. Mit der schnell noch gesicherten Startnummer 575 geht es nun ins Lindner Hotel zum leckeren Abendessen mit Chardonnay und lauwarmen Schokokuchen - so lässt es sich leben. Wie Gott in der grünen Hölle!

Diese Nacht ist dann wohl die Unruhigste meines Lebens - voller Vorfreude und Anspannung auf das kommende Stelldichein aber auch abgelenkt vom ständigen PiPaPo unserer vierbeinigen Zimmergenössin Pfuma mach ich die ganze Nacht kein Auge zu. Als dann um 6.45 Uhr der Wecker klingelt reißt es mich mit dem ersten Blick aus dem Fenster gnadenlos aus der Verpenntheit. Feinster, dichtester, nebeligster Eifelnebel - soweit das Auge reicht und das ist nicht sehr weit. Wo gestern noch ein Kreisverkehr vor dem Hotel stand ist jetzt nur noch ein einziges flauschiges, feuchtes, weißes Nebelzeugs... Oh je - das geht ja gut los.

Nach kurzem Frühstück geht es dann Richtung Fahrerlager. Für einen 10er haben wir uns in die Sammelbox eingekauft und rasch das Nötigste aufgebaut. Robert (Mitbewerber beim Minitwin Cup) kommt zur Begrüßung in der Box vorbei und bietet an Linie zu zeigen und etwas Kindermädchen zu spielen. Danke Robert! Und die Freude auf den Tag wächst schnell. Kaum aufgestellt, gerade als wir zur Fahrerbesprechung eilen wollen, kommt aber schon die Durchsage, dass der erste Turn wegen dem Bodennebel abgesagt wird und die Fahrerbesprechung erst um 9.00 Uhr stattfindet. Oh je - das geht ja noch besser weiter.

Nun denn - nicht unterkriegen lassen, Kaffee trinken und abwarten. Drei Kaffee und eine Fahrerbesprechung später sollte es dann endlich losgehen - Reifenwärmer ab und raus auf die Strecke - Dornrößchen hier ist Dein Prinz! Kiss me baby! Aber ganz sachte bitte - ist gerade mal 5° Celsius draußen, ich kenn' die Strecke nicht, bin zuvor gerade mal gerade eine Stunde SV vom Enz gefahren und dies ist mein erster Turn der Saison. Aber was soll ich sagen, die SV geht gut, homogene Kraftentfaltung, neutrales und souveränes Lenkverhalten, eine gute Sitzposition und insgesamt macht sie einen guten Eindruck. Meine klammen Finger zeigen mir aber wie kalt es ist und erinnern mich an Chris' mahnenden Worte "Den ersten Turn mach bitte locker!". Also weiter sanftes Rantasten ans Mopped und an die Strecke. Runde um Runde spule ich ab. Die klammen Finger, der eiskalte Luftzug und die Wassertropfen auf meinem Visier verhindern, dass ich merklich schneller werde, also konzentriere ich mich auf die Streckenkunde. Doch bevor ich es weiß, ist der Turn auch schon wieder vorbei und für einen kurzen Moment freue ich mich insgeheim endlich rein fahren zu dürfen - so kalt ist mir! Doch das Fazit ist gut - alles sitzt, passt, wackelt und hat Luft. Der Tag kann kommen!

Und jetzt folgt eine schier unendlich scheinende Wartepause während unsere vierrädrigen Freunde die Strecke unsicher machen. Um 11.20 Uhr bei inzwischen unglaublichen 7° Celsius geht es endlich raus zum zweiten Turn. Bereits am Ende der Start- und Zielgeraden liegt der erste Kollege in der Kurve und seine Maschine liegt daneben. Keine 50 Meter weiter sehe ich die rote Flagge also ab in die Boxengasse. Jetzt kreisen meine gesamten Gedanken nur noch um die Reifentemperatur. Es ist zu trocken für Regenreifen, aber auch zu kalt für meine Conti Race Attack und ich wünsche mir einen Satz Michelin Pilot Power, aber ich habe eben keine. Reifenpoker vom Feinsten! Nach 10 Minuten geht es mit der jetzt wieder grünen Ampel noch mal raus, aber ich ermahne mich "Mach sachte Herbert - die Reifen sind kalt". Und was sehe ich in der zweiten Kurve? Richtig schon in der Mercedes Arena liegt bereits der zweite Kollege im Kiesbett. Und in der Dunlop Kehre direkt der dritte Kiesbettparker. Also wieder rote Flaggen, raus in die Boxengasse und von dort direkt in die Box. Das war's mit dem zweiten Turn.

Inzwischen sind Philip und Marlon am Nürburgring angekommen um uns moralisch zu unterstützen. Danke an Euch beide! Also einen Kaffee trinken und dann zum Mittagessen ab zur Pommesbude. Während wir da so sitzen und fachsimpeln fährt der Ring-Abschlepper mit einem Porsche GT3 vorbei, der vorne und hinten ordentlich Kampfspuren hat. Stellt sich raus, der Fahrer hat in der Leitplanke geparkt, 10 Meter davon beschädigt und die Strecke wird wegen Reparaturarbeiten bis auf weiteres gesperrt. Das war's dann wohl auch mit dem dritten Turn! Gnarf! Und dem vierten Turn und und und... Es scheint das war's und wir fahren heute nicht mehr, aber ein großes Lob an dieser Stelle an Michael Dunn von Dunn Racing, der uns wahlweise entweder das komplette Geld erstattet oder einen Ausweichtermin im Sommer anbietet. Und es soll nachmittags noch mindestens einen Turn geben, aber den sage ich lieber ab, denn ich habe das Warten satt und wer weiß wie übermotiviert die Kollegen dann am Nachmittag erst sind?

Leicht bedrückt und etwas geknickt (wegen dem doch sehr kurzen Stelldichein) satteln wir also auf und fahren zurück Richtung Heimat. Die SV muss noch etwas schlummern und endgültig wach geküsst wird sie dann Ende April. Mein Fazit: Insgesamt ein sehr kurzer Tag auf der Strecke, aber ein erfolgreicher! Die SV funktioniert bestens, die Strecke ist toll und der Rest wird schon, denn was lange währt wird endlich gut...

Bericht - 05.04.2012 - Herbert Höckel