Bikers-Corner Racingteam

Seriensport Oschersleben 15. bis 17.06.2012

Nach dem ersten Lauf der deutschen Seriensportmeisterschaft am Nürburgring stand nun die zweite Veranstaltung des Jahres an. Als Novum gab es nicht nur zwei Sprintrennen am Sonntag, sondern auch unser Team trat dieses Mal mit drei Fahrern an, nachdem Enz verletzungsbedingt am ersten Lauf nicht teilnehmen konnte und ich in Oschersleben meinen ersten Gaststart wagte. Nach den beiden letzten unglücklichen Ergebnissen war das Ziel für dieses Wochenende: Alle drei Fahrer ins Ziel bringen und das Parc Ferme überstehen. Darüber hinaus hatten sich Herby und ich als Team zum 2h Bördesprint der Klasse 5 am Freitag gemeldet, um ihn als zusätzliche Trainingseinheit zu nutzen.

Donnerstag, 14.06.12: Anreise

Herby hatte sich zwischen dem Lauf am Nürburgring und Oschersleben einen T4 Bus gekauft und sich bereit erklärt, mich und meine SV mit in die Magdeburger Börde zu nehmen. Es sollte am Donnerstag um 14 Uhr bei mir losgehen und die Nervosität stieg schon leicht an. Um 14 Uhr erhielt ich dann eine Nachricht von Herby, dass er erst um 14:30 da ist und um 14:30 die nächste Nachricht, dass es doch eher 15 Uhr wird. Ich dachte mir, dass er wahrscheinlich im Stau steckt, da man auf den Autobahnen rund um Köln zurzeit eigentlich ständig im Stau steht. Stattdessen lag es daran, dass sich am Tag vorher durch Zufall herausgestellt hatte, dass die Bremsleitungen und Bremszylinder (?) am Bus nicht mehr in Ordnung waren. Zum Glück konnte dies aber noch am Donnerstagvormittag repariert werden, sodass sich unsere Abfahrt nur verspätete. Wer weiß, was bei einer Vollbremsung mit dem Bus + beladenem Hänger passiert wäre. Gegen 16 Uhr waren meine SV und mein Gepäck verstaut, sodass es endlich losgehen konnte.
Die Fahrt war bis auf ein paar LKWs, die uns aufgrund unserer hohen Zuladung bergauf überholten, relativ ereignislos, sodass wir schließlich gegen 21:30 in der Motorsport Arena Oschersleben eintrafen. Dort wurden wir von den restlichen Teammitgliedern begrüßt, die schon alles aufgebaut und uns einen Platz reserviert hatten. Chris und Sonja hatten ihr großes Anhängerzelt aufgebaut, Enz und Bille ein Zelt mit Heizlüfter, Chris teilte sich sein Zelt mit seinem Werkzeug und Felix hatte auch sein eigenes Zelt. Durch den nun noch hinzugekommen Bus ergab sich schon fast ein eigenes „Stadtteil“ im Fahrerlager. Für uns hieß es jetzt also, alles abladen und dabei kam auch zum Vorschein, wieso unser Bus + Hänger Gespann so schwer war. Wir hatten nicht nur unsere zwei Renn SVs dabei, sondern noch eine dritte Unfall-SV für Chris. Diese sollte sich nicht nur zu einer Publikumsattraktion im Fahrerlager entwickeln, sondern auch noch eine große Hilfe an diesem Wochenende sein. Anschließend ging der Abend mit sehr leckeren von Sonja gekochten Nudeln und einigen Benzingesprächen zu Ende.

Freitag, 15.06.12: Training + 2h Bördesprint

Nach einer sehr kalten Nacht (ich hatte mich am Abend vorher noch über den Heizlüfter von Enz und Chris lustig gemacht) ging es am Freitag um 7 Uhr los und das Wetter sah gut aus. Es musste noch geschraubt werden, die Papier- und technische Abnahme erledigt werden und spontan entschieden sich Herby und ich noch dazu einen zusätzlichen 25 Minuten Trainingsturn vormittags mit Enz zu buchen. Dies war eine sehr gute Entscheidung, da Enz und ich beide die letzte Saison mit einem Sturz beendeten und ich noch nie in Oschersleben war.
Um 12 Uhr hieß es dann: erstes Zeittraining für den 2h Bördesprint. Herby fuhr die ersten 15 Minuten und ich die zweite Hälfte. Die gleiche Aufteilung benutzten wir dann auch für das zweite Zeittraining. Die Aufstellung für das Rennen ergab sich aus der schnellsten gefahrenen Runde aus den Zeittrainings, sodass wir durch eine Runde von Herby auf dem 21. Startplatz landeten. Bei 36 gemeldeten Teams lagen wir also genau im Mittelfeld.

Das Rennen sollte um 15 Uhr starten und die eigentliche Taktik war Herby startet und dann wechseln wir alle 30 Minuten, doch eine halbe Stunde vor Rennbeginn zogen auf einmal dunkle Wolken auf. Es machte sich Hektik breit, da keiner wusste, welche Reifen zu wählen sind. Die Strecke war trocken, aber es nieselte leicht. Schließlich fiel die Entscheidung, dass Herby trotzdem mit Rennreifen zuerst rausgeht und ich die Straßenreifen auf meiner SV lasse, sodass ich zur Not auch bei nasser Strecke fahren konnte. Der Start des Bördesprints erfolgte als „Le Mans“ –Start, bei dem die Fahrer auf der rechten Streckenseite und die Motorräder auf der anderen Streckenseite stehen. Sobald es losgeht, müssen die Fahrer zu ihrem Motorrad rennen, es starten und losfahren. Nach einem kurzen Warm-Up stellten sich nun also die Fahrer für den Start an der Strecke auf. Als es losging, sprintete Herby Richtung Motorrad, doch auf halber Strecke zuckte er plötzlich zusammen und fasste sich während des Laufens an sein Bein. Da er jedoch trotzdem auf seine SV stieg und losfuhr, dachte ich mir nichts weiter dabei, weil meine Gedanken nur noch um mein erstes Rennen und das wechselhafte Wetter kreisten. Es war nämlich immer noch viel zu trocken für Regenreifen, aber für Rennreifen schon fast zu nass. Nach 30 Minuten erfolgte der erste Fahrerwechsel wie geplant und ich startete in mein erstes Rennen. Zuerst hieß es mal, schauen wie feucht die Strecke ist und ein vernünftiges Tempo finden. So langsam klappte es immer besser und ich konnte auch den ersten Fahrer überholen, doch dann wurde der Regen stärker und forderte sein erstes Opfer. Am Ausgang der letzten Kurve lag ein Fahrer regungslos auf der Strecke und sein Motorrad einige Meter von ihm entfernt. Das Safety-Car musste rauskommen und nach ein paar Runden hinter diesem erhielt ich von meinem Team die Meldung, einen Fahrerwechsel durchzuführen. Ich fuhr also in die Boxengasse und übergab den Transponder an Herby. Leider musste er dann eine Runde warten, bis er wieder auf die Strecke fahren konnte, da die Ausfahrt nur für einen bestimmten Zeitraum nach der Safety-Car Durchfahrt geöffnet wurde. Ich bekam davon jedoch nichts mit, da ich schon auf dem Weg zu unserem Platz im Fahrerlager war. Dort angekommen erfuhr ich, dass Herby sich eventuell beim Le-Mans Start einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Er hatte beim Laufen starke Schmerzen, beim Fahren ging es allerdings noch einigermaßen. Trotzdem musste er schnell zu einem Arzt, sodass er seinen Turn verkürzte und ich nun die Aufgabe hatte, die restlichen knapp 45 Minuten am Stück zu fahren. Da der Regen zum Glück wieder nachließ, entschied ich mich, wieder auf Straßenreifen rauszugehen, da die Zeit für einen Wechsel auf Regenreifen wahrscheinlich auch sehr knapp geworden wäre.
Das Ziel war nun also die 45 Minuten ohne Sturz überstehen und die SV über die Ziellinie zu bringen. Zwischenzeitlich hatte ich noch erfahren, dass wir auf dem 22. Platz liegen. Ich wechselte nun in den Tourenmodus und fuhr meine Runden bei leicht feuchter Strecke. Das folgende kann mir nun aber wahrscheinlich jeder Rennstreckenfahrer bestätigen: Auf einmal wurde ich von einem Fahrer überholt, der nur minimal schneller unterwegs war und direkt waren alle meine Vorsätze bezüglich „das Rennen gemütlich zu Ende bringen“ zunichte gemacht. Ich hängte mich an ihn dran und wir überholten nacheinander ein paar andere Fahrer. Nun machte es auf einmal richtig Spaß und auch das Wetter war vergessen. Die Straßenreifen funktionierten hervorragend und ich wurde gefühlt immer schneller. Als dann schließlich die karierte Flagge zu sehen war, war ich allerdings auch froh, dass das Rennen vorbei war. Nach 10 Monaten Motorrad-Abstinenz können 45 Minuten sehr anstrengend sein.

Nach der Auslaufrunde ging es nun ins Parc Ferme, wo es für jeden Fahrer einen Schluck Champagner gab. Dort wurde ich auch schon vom gesamten Team inklusive humpelndem Herby empfangen. Die Freude war riesig, das Rennen ohne weitere Zwischenfälle beendet zu haben. Aber bei der Ergebnisbekanntgabe konnten wir uns noch mehr freuen, denn wir konnten das Rennen als 15. beenden und hatten uns somit um 6 Plätze gegenüber der Startplatzierung verbessert. Die schnellste Rundenzeit konnte ich vier Runden vor Schluss fahren. Das Ergebnis des Freitages war also: Man kann sich bei einem Motorradrennen auch ohne Motorrad verletzen, Straßenreifen funktionieren bei leicht feuchter Strecke sehr gut und einen anderen Fahrer vor sich zu haben spornt unheimlich an.

Samstag, 16.06.12: Dauerprüfung im Regen

Nach dem gelungenen Start in das Wochenende stand am Samstag die Dauerprüfung für den Seriensportlauf an. Innerhalb von 2x40 Minuten mussten 28 Runden gefahren werden, um sich für die Sprintrennen zu qualifizieren. Morgens schien noch die Sonne, doch dann fing es wieder an zu regnen. Glücklicherweise regnete es nun richtig, sodass die Strecke nass genug für Regenreifen war. Ich sollte also an diesem Wochenende nicht nur meine ersten Rennen fahren, sondern auch das erste Mal auf Regenreifen fahren. Da Enz und Herby aber auch noch nie auf Regenreifen gefahren waren, war ich in guter Gesellschaft.

Herby ging es zum Glück wieder besser, aber stattdessen hatte Herbys SV nun wieder ein Auspuff-Problem. Das Schild mit der e-Nummer hatte sich gelöst und im Auspuff war ein Loch. So konnte er auf keinen Fall am Seriensport teilnehmen. Aber wie der Zufall es wollte, hatten wir ja noch die Unfall-SV von Chris rumstehen und so wurde kurzerhand der komplette Auspuff an Herbys SV getauscht. Die vorderen Bremsscheiben der Unfall-SV wurden an die Regenfelgen von Enz montiert und mittlerweile hatte Chris auch angefangen, die Verkleidung zu demontieren und die SV sah schon ziemlich auseinandergerupft aus.

Nachdem die technischen Probleme behoben waren, bekamen wir dann bei der Fahrerbesprechung mitgeteilt, dass die erforderliche Rundenanzahl bei anhaltendem Regen eventuell reduziert werden wird. Da ich mich darauf aber nicht verlassen wollte, fuhr ich, genauso wie Enz und Herby, in der ersten Dauerprüfung 17 Runden. Die Regenreifen funktionierten einwandfrei, auch bei trocknender Ideallinie.
Kurz vor Beginn der zweiten Dauerprüfung wurde dann die Rundenanzahl auf 23 reduziert, sodass uns nur noch 6 Runden fehlten. Nach dem anstrengenden Freitag wollte ich mich dann eigentlich schonen und nur das Minimalziel schaffen. Da die Regenreifen aber bei nun wieder komplett nasser Strecke so viel Spaß machten, standen am Ende 30 statt der 23 erforderlichen Runden auf meinem Zähler. Ein Regenrennen würde bestimmt auch mal Spaß machen.
Mittlerweile war unser Team mit Julia und unserem tierischen Maskottchen Pfuma noch weiter angewachsen und es kamen
auch ein paar Besucher aus dem Bikers-Corner-Forum vorbei.

Sonntag, 17.06.12: Sonderprüfung 1 + 2

Am Sonntag sollte dann der Höhepunkt des Wochenendes steigen. Zwei Sprintrennen über jeweils 17 Minuten + 2 Runden bei Sonnenschein. Ich spürte allerdings schon beim Aufstehen jeden Knochen in meinem Körper und hatte ziemlich starken Muskelkater. Herby witzelte, ob ich mein Pulver schon verschossen hätte, aber in Wahrheit hatte er wahrscheinlich Angst durch meine Rundenzeit von Freitag bekommen .
Da keiner von uns drei Fahrern Punkte oder gewertete Läufe in der deutschen Seriensportmeisterschaft hatte, starteten wir vom Ende des Feldes, das 41 Fahrer stark war.

Vor dem Rennstart gab es zwei Aufwärmrunden, in denen ich mich an das erste Mal mit Rennreifen fahren und neue Bremsbeläge gewöhnen musste. Als es dann in die Startaufstellung ging, stieg meine Nervosität und ich war froh, meinen richtigen Startplatz wieder zu finden. Dann ging die Ampel an und wieder aus, das Rennen war gestartet. Enz schoss direkt an Herby und mir vorbei und sortierte sich weiter vorne ein. Ich konnte an Herby dranbleiben und fuhr ein paar Runden hinter ihm her. Er hatte allerdings schon das ganze Wochenende über fehlende Leistung seiner SV gejammert und sogar den Drosselklappensensor von Chris neu eingestellt und einen Kurzhubgasgriff eingebaut bekommen. Dies nutzte ihm aber alles nichts, als ich ihn auf der Start-Ziel Geraden aus dem Windschatten heraus überholte. Aber schon wenige Kurven später konnte er mich wieder zurück überholen und sich auch ein kleines bisschen absetzen, da ich langsam spürte, dass meine Kondition zu Ende ging. Doch dann schaltete ich auf Attacke, da dies vielleicht die einzige Chance war, mal vor Herby ins Ziel zu kommen. Also gab ich nochmal alles und kämpfte mich heran. Schließlich konnte ich ihn wenige Runden vor Schluss auf der Bremse am Ende der Gegengeraden überholen. Danach erinnerte ich mich an einen Tipp, den Herby mir am Tag zuvor noch gegeben hatte: „In der Kurve innen zumachen!“. Diesen Tipp beherzigte ich dann für den Rest des Rennens und kam mit drei Hundertsteln Vorsprung über die Ziellinie. Dies bedeutete am Ende Platz 29 für mich, Platz 30 für Herby und Platz 25 für Enz. Leider war meine beste Rundenzeit im ersten Rennen schon 3 Sekunden langsamer als am Freitag, obwohl ich mir eine Steigerung aufgrund des Wetters und Rennreifen erhofft hatte. Zufrieden war ich dennoch mit dem Rennen, da ich vor Herby bleiben konnte. Enz war allerdings auch noch weit entfernt von seinen Rundenzeiten aus dem letzten Jahr.

Vier Stunden später stand dann das zweite Sprintrennen an. Enz wollte sich um einige Plätze verbessern, Herby wollte vor mir ins Ziel kommen und ich war schon so KO, dass ich eigentlich gar keine Lust mehr hatte. Durch unsere Platzierung aus dem ersten Rennen starteten wir nun etwas weiter vorne und Herby und ich standen direkt nebeneinander. Durch unseren Zweikampf im ersten Rennen wusste ich jetzt auch, wo meine Schwächen sind: Linkskurven. Ich hatte leider meine letzte Saison durch einen Sturz in einer Linkskurve beendet, bei dem mir das Hinterrad weggerutscht war. Während der Aufwärmrunde hatte ich dann beim Rausbeschleunigen aus der Hasseröder einen Hinterradrutscher. Da ich meine Ziele für das Wochenende schon alle erreicht hatte, ging ich es also im zweiten Rennen ganz ruhig an. Beim Start konnte ich vor Herby bleiben, aber er überholte mich dann direkt ausgangs der Hasseröder. Ich wollte nichts riskieren und ließ ihn ziehen. Gemütlich fuhr ich meine Runden, da Herby sich schon einiges abgesetzt hatte und ich nicht wusste, dass jemand hinter mir fährt. Als ich über die Ziellinie fuhr, war ich froh, dass es endlich vorbei war. Erst nach Rennende bemerkte ich dann, dass wohl jemand ziemlich lange Zeit direkt hinter mir gefahren ist. Enz konnte sich um 3 Plätze verbessern und wurde 22., Herby wurde 28. und ich war nochmals eine Sekunde langsamer geworden und wieder 29.

Fazit

Unser Ziel für das Wochenende war, dass alle drei Fahrer sturzfrei bleiben, ins Ziel kommen und gewertet werden. Das haben wir geschafft und ich persönlich sogar besser als erwartet. Dies wäre allerdings nicht ohne die tolle Unterstützung, egal ob beim Schrauben, Kochen oder durch moralische Unterstützung, des gesamten Teams möglich gewesen. Ich möchte mich hiermit herzlichst bei euch allen für dieses Wochenende bedanken. Wir sehen uns in Schleiz!

Bericht – 25.06.2012 – Marlon Braune