Bikers-Corner Racingteam

Minitwin Racing Assen 28. und 29.09.2012

Am 28. und 29.09.2012 war es endlich wieder so weit - das letzte Rennen der 2012er Minitwin Cup Saison steht mit dem Showdown in Assen vor der Tür. Bereits Mittwoch packe ich das Auto, um pünktlich nach der Arbeit am Donnerstag die Anreise anzutreten. Vollbepackt mit großen Hoffnungen und guten Vorsätzen geht es gegen 16.00 Uhr los - überschaubare 300km nordwärts ins benachbarte Holland.

Der Wetterbericht ist schon seit Tagen eher schizophren veranlagt und wechselt mehrmals täglich seine Meinung. Daher überrascht es mich auch nicht, dass ich schon kurz nach Wesel in das erste, aber nicht letzte Gewitter des Wochenendes fahre. Zum Glück habe ich die Regenreifen dabei! Und lange Unterwäsche! Und mir auch rechtzeitig noch bei Amazon einen Heizlüfter für den Bus bestellt - denke ich mir. Käffchen, Sandwich, bissle Mussi und die Anreise ist schneller vorbei als ich denken kann. Man würde meinen in Assen gibt es ausser der GP Strecke nicht viel und das ist auch richtig - es gibt noch nicht einmal ordentliche Schilder für die GP Strecke und ich irre noch eine gute halbe Stunde quer durch Wälder und an Wiesen vorbei bis ich endlich die Einfahrt ins Fahrerlager finde. Kurz nach meiner Ankunft treffen bereits weitere Minitwinler ein und gemeinsam fangen wir mit dem Aufbau unserer Unterkünfte an. Mir fällt recht schnell auf, dass die angezeigten 15° Celsius durch den konstanten Westwind sich eher wie 5° anfühlen und die Nacht verspricht kühl zu werden. Und das wird sie auch - aber zum Glück habe ich ja meine lange Unterwäsche und den Heizlüfter.

Freitag - 28.09.2012

Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht in meinem nicht ganz so wohl temperierten T4 geht es um 7.30 zur Fahrerbesprechung für das erste Training. Mir fällt auf, die Niederländer sind sehr gut organisiert, fahren einen straffen Zeitplan aber sind dabei sehr gastfreundlich - den Veranstalter CRT Racing, die Ihren Stützpunkt in Assen haben, kann ich für alle Assen-Aspiranten nur empfehlen. Danke an dieser Stelle an Heidi und Hemmi von CRT! Nur das mit dem Wetter müssen die da noch üben. Ich meine ehrlich - kann nicht jemand mal den Wind abstellen??? Das Wetter macht mir wirklich zu schaffen, denn es ist sehr feucht und kalt und dieser Westwind nervt. Und die Frage nach den Reifen wird mich wohl auch noch etwas beschäftigen. Es ist zu kalt und feucht für Trockenreifen, zu trocken für die Regenreifen und die Intermediates - naja sagen wir einfach ohne Chris & Chris schraube ich nicht an meiner Karre rum - weil ich eh mehr kaputt mache als repariere.

Den ersten und zweiten sehr langsamen Turn absolviere ich also wie ein Tanz auf rohen Eiern mit meinen Trockenreifen und hoffe, dass für den Nachmittag die Strecke etwas abtrocknet. Kurz nach dem zweiten Turn treffen auch schon Enz und Chris aus Berlin ein. Ich freue mich sehr über die Gesellschaft, aber viel größere Freude empfinde ich als ich endlich Enz' neue Lackierung zu Gesicht bekomme - die das Resultat einer verlorenen Wette vom Sachsenring ist. Fakt ist aber, die Farbe hätte Pink sein müssen, was sie nicht ist - sie ist eher rot & rosa & orange & pink zugleich - je nach Blickwinkel und Lichtverhältnis. Aber mit der gelbschwarzen Startnummer ist die enzianische SV auf jeden Fall ein Hingucker. Und Robert Meissner wird später zitiert, dass er sich auf keinen Fall die Blöße geben will von dieser Maschine überholt zu werden... ;o) Am frühen Mittag treffen dann auch noch Sonja, Bille und Chris ein und wir bauen unsere kleine Zeltstadt zu Ende auf. Die Nachmittagstrainings absolviere ich ohne größere Zwischenfälle und auf trockener Strecke. Im letzten Training des Tages finde ich sogar noch 2 Sekunden in dem ich mich einfach an Stefan Weidemann hänge und seine Linie fahre. Meine beste Runde im Training liegt bei 2:09,997 und das stimmt mich optimistisch für den nächsten Tag. Mit einem leckeren Abendessen beim Italiener irgenwo in der Assener Innenstadt geht ein gelungener, aber windiger, kalter erster Tag zu Ende.

Samstag - 29.09.2012

Hatte ich schon erwähnt, dass in Assen ein konstanter Westwind weht? Und am Samstag hat der Westwind auch noch jede Menge Regenwolken dabei. Ich dachte mir Freitag schon, dass der Wind nervt, aber mit Regen kombiniert bekommt die ganze Show eine neue, kältere und noch erbarmungslosere Dimension. Da hilft auch die Freude das Marlon endlich eingetroffen ist herzlich wenig. Es ist sau kalt, windig und es regnet! Nach dem ersten Kaffee fangen wir also an, die Regenreifen aufzuziehen und das erste Training fahren wir bei Nieselregen. Nach dem ersten Training kann ich es kaum glauben - ich bin die 4. beste Zeit gefahren und würde - wenn sich nicht ändert - was es aber tut - im Rennen aus Reihe 1 starten. Ich kann mein Glück kaum fassen und fange an mit wilder Spekulation: Treppchen - Pokal - Regenrennen - Regengott!!! Aber wie heisst es nochmal so schön - Hochmut kommt vor dem Fall? Nun denn, wir werden sehen.

Bis zum zweiten Training ist noch viel Zeit und wir hoffen, dass das Wetter bis dahin besser wird. Was es auch wird, denn der Wind reisst die Wolken auf und es kommt immer wieder strahlend blauer Himmel zum Vorschein. Das halbe Fahrerlager ist dabei Reifen umzurüsten und kurz vor dem zweiten Training - keine 10 Minuten vorher - checke ich noch einmal die Strassenlage und beschließe mitzupokern. Die Strecke sieht trocken genug aus um in aller letzter Sekunde auch meine SV auf Trockenreifen umzurüsten. Marlon und Enz hingegen bleiben bei den Regenreifen. Als hätte der liebe Herr mich für meinen Hochmut lügen gestraft komme ich noch nicht einmal aus der Boxengasse bevor sich der Himmel in einem Sturzschauer über die Rennstrecke ergießt. Das darf nicht wahr sein - Reifenpoker komplett verloren! Ich hoffe, dass ich noch eine fliegende Runde auf's Parkett zaubern kann, bevor die Strecke zu feucht wird, aber ich überschätze da wohl die Nasshaftung meiner Conti Race Attacks ein wenig. Bereits nach einer halben Runde überholt mich mein Hinterreifen beim Herausbeschleunigen aus der Kurve. Shit! Da rutscht sie nun und ich stürze. Kaum komme ich zum Stillstand stehe ich auf, renne zu meiner SV, hebe sie auf, starte sie und freue mich einen Ast, dass sie läuft. Ich fahre direkt wieder los Richtung Fahrerlager und bemerke erst bei der nächsten Linkskurve, dass ich keinen Bremshebel mehr habe. Kupplung ziehen, Luft anhalten und mit gut Glück rolle ich sturzfrei um die Kurve. Also etwas langsamer Richtung Fahrerlager! In der Boxengasse weist mich ein Rennmarschall darauf hin, dass mein Sturz registriert wurden und ich auf jeden Fall zum Onkel Doc muss. Wozu denke ich - ich habe doch keine Zeit.

Im Fahrerlager warten Chris & Chris schon auf mich, da sie sich sicher sind, sie müssten gleich wieder Reifen wechseln - dass sie dabei auch noch kleinere Reparaturen durchführen müssten, damit haben die beiden wohl nicht gerechnet. Und während Enz und Marlon fröhlich ihre Runden drehten spiele ich Assen-Staffellauf - Jogging zum Doc - Kurze Anamnese - Freigabe und wieder zurückjoggen. Chris & Chris haben in der Zwischenzeit meine SV gerichtet und ich düse das zweite Mal los - diesmal mit Regenreifen. Egal wie, mit biegen und brechen, eine gezeitete Runde muss her, damit ich mich zum Rennen qualifiziere. Mir fällt ein Stein vom Herz als ich das erste Mal über Start und Ziel fliege und sehe, dass ich noch über 7 Minuten Zeit habe. Das reicht für 3 fliegende Runden und so kann ich mich endlich wieder auf's Fahren konzentrieren. Ein riesen Lob an dieser Stelle an Chris & Chris, die es geschafft haben in 15 Minuten 2 Reifenwechsel zu machen und trotzdem nicht all zu böse auf mich waren. Danke Jungs!

Letztendlich war der Stress vergebens, denn die Rennleitung beschliesst die beste Zeit aus beiden Trainings für die Quali zu nehmen und so lande ich mit meiner guten Leistung vom Morgen doch noch auf Startplatz 7 - meine beste Platzierung in diesem Jahr! Wofür die ganze Geschichte ausserdem gut war, ist die Erkenntnis, dass während Regenreifen bei Trockenheit noch einigermaßen funktionieren, funktionieren Trockenreifen bei Feuchtigkeit überhaupt nicht mehr - das merke man sich!

Gegen Nachmittag kommt auch Julia in Assen an und neben meiner Laune bessert sich auch das Wetter deutlich. Es sind nur noch Schönwetterwölkchen am Himmel zu sehen - und wenn es nicht so windig wäre, bin ich mir sicher, es wäre ein schöner Tag geworden. Das Rennen ist aus meiner Sicht sehr schnell erzählt: Rote Ampel - Ampel aus - mal wieder ein nicht so gut gelungener Start - Durcheinander in den ersten Kurven bis sich das Feld etwas auseinander zieht - und dann? Enz und Marlon sind schon 3 Plätze vor mir und ich scheine nicht an sie heranzukommen - Mist - wurde überholt - 4 Plätze - Mist nochmal überholt - 5 Plätze und so weiter... und so fort... es scheint ich bin langsamer als die letzten Tage und bevor ich es weiss schlüpft Andre Skubala an mir vorbei. Egal, konter und weiter! Aber Andre bremst heute noch später als sonst, zieht er abermals an mir vorbei und macht Meter. Vielleicht sitzt mir auch der Shock vom Sturz noch im Nacken und während ich an Andre dranbleiben will verbremse ich mich, gehe weit und Mist - Christian Kemper ist auch vorbei. Ich habe kaum Zeit mich zu sortieren, da schlüpft auch schon Björn Ritter an mir vorbei. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis ich mich wohl fühle und in mein Rennen finde - aber für mehr als einen 17. Platz mit einer besten Runde von 2:07:575 hat's heute nicht gereicht. Enz hingegen hat die gewohnt gute Leistung gezeigt und einen 9. Platz erzielt (Beste Runde 2:04.035). Die Überraschung aber sicherlich ist Marlon, der einen hervorragenden 10. Platz (Beste Runde 2:04.562) belegt hat. Glückwunsch Marlon zum 2. Platz in der Rookiewertung in Assen!

Auf der anschliessenden Minitwin Meisterfeier mit Spannferkel und kühlen Kölsch fachsimpeln wir alle über das Jahr und auch den Tag. Dabei frieren wir natürlich, denn auch Abends kennt dieser fiese Westwind keine Ruhe und weht unermüdlich weiter. Und obwohl ich nicht ganz zufrieden mit meiner heutigen Leistung bin - woran sicherlich nur dieser üble Westwind schuld ist ;o) - bin ich rundum zufrieden Teil dieses tollen Teams zu sein. Ich blicke zurück auf eine ereignisreiche ersten Saison und freue mich auf die Nächste. Bei der Meisterfeier erhalte ich dann überraschenderweise doch noch meinen heiss ersehnten Pokal für den 22. Platz in der Gesamtwertung der Minitwin Meisterschaft 2012 und ich freue mich wie ein kleiner Junge. Der erste Pokal ist wohl immer der Schönste! In diesem Sinne Danke an meine Teamkollegen, meine Freunde, meine Familie und allen anderen Beteiligten - wir sehen uns nächstes Jahr wieder!

Bericht - Herbert Höckel - 04.10.2012

PS: Danke an Yussi und Kai von www.kawa-saki.de für die Bilder!