Bikers-Corner Racingteam

PT Endurance Cup Most 25. und 26.05.2013

Dieser Bericht steht ganz unter dem Motto "Back to the Roots" oder man könnte auch sagen wie ich lernte, den Regen zu lieben (aber dazu später mehr).

Rückblende: Ziemlich genau vor zwei Jahren standen wir zum ersten Mal mit der Racing GS (mit 46PS) in Groß Dölln am Start eines 2h Langstreckenrennens mit TripleM Racing aus Berlin. Damals war es ungewöhnlich heiss für die Jahreszeit und bei 35° Grad im Schatten hatten wir unsere liebe Not das Rennen konditionell zu überstehen. Erst ein paar Monate zuvor rief ich Christof in Haag an und fragte ihn wie lang er wohl brauchen würde uns eine rennfertige GS auf die Beine zu stellen und keine zwei Monate später hatten wir ein tüchtiges Roß und mit Chris, Andreas und mir auch gleich drei tapfere Reiter. Wir waren jung, wir hatten Idealismus und den Traum mit einer gepimpten Suzuki GS500E den großen Maschinen mal so richtig den Marsch zu blasen. Damals starteten wir vom 29. Platz und arbeiteten uns mit viel zu langen Boxenstops im Einmoppedbetrieb tapfer aber stetig auf den 30. Platz zurück. Wir blieben sitzen, verdienten uns Anerkennung für unsere Leistung und hatten so richtig viel Spass. Wir zahlten zwar Leergeld, aber wir waren überglücklich, denn es war unser erstes Rennen und die Geburtsstunde des BC-Race Teams. Und was für ein wahrlich feines Team das geworden ist. Ich möchte Euch allen meine persönliche Anerkenung und mein tiefen Dank ausprechen. Ich bin stolz ein Teil dieses Teams sein zu dürfen und es ist mir eine Ehre Euch als meine Freunde zu wissen.

Damals hatte Hechi (von HJ PowerTech) uns das Fahrwerk für die GS gemacht und nachdem wir unsere ersten Sporen verdient hatten, versprachen wir ihm in Zukunft auch einen Gaststart in seiner Rennserie dem PT Conti Endurance Cup zu machen. Nun sollte es endlich soweit sein, denn Enz schlug mir schon am Nürburgring vor in Most zu trainieren und ich selbst fand die Idee auch spitze. Es kam uns gerade recht, dass dieses Jahr der Seriensport in Most pausiert und Hechi noch im Mai ein Event in Kooperation mit Wolli vom Biker Office Bingen dort geplant hatte. So können wir nicht nur unser Versprechen erfüllen, sondern auch gleich die Gelegenheit nutzen schonmal für Most zu trainieren. Ein kurzer Anruf bei Christof in Haag genügte und mit einem Gentlemens Agreement wurden wir als Gaststarter zwischengeschoben und angemeldet. Also auf geht’s nach Most! Marlon konnte uns leider nicht begleiten, da er noch in der Genesungsphase vom Sturz am Nürburgring ist. Auf diesem Wege weiterhin Gute Besserung Marlon!

Wie immer vor den Events gibt es jede Menge Organisatorisches zu klären und es wird mehrmals täglich emsig der Wetterbericht studiert. Aber für unser Wochenende in Most schien Frau Holle uns wenig Gnade zu schenken. Nicht die 35° Grad aus Dölln sollten es werden, eher wohl unter 10° und als Trost dazu auch noch jede Menge Regen. Ich horchte zu jeder Stunde die ich durch Sachsen fuhr dem Wetterbericht und glaubte meinen Ohren kaum "Unwetterartige Regenschauer mit Gebietsweise Warnung vor Überschwemmungen"? WTF! Nun weiss ich das Most hinter dem Erzgebirge liegt und große Gesteinsmassen die Angewohnheit haben Schlechtwetterfronten aufzuhalten, trotzdem betete ich als ich durch den Nebel im Erzgebirge über die Grenze fuhr. Ich betete die Tektonik von damals habe genügt um dieses Unwetter von uns fernzuhalten. Aber das war nicht so und das was uns erwartete war noch viel schlimmer als ich es gerade befürchtete. Und ich machte mir Sorgen - große Sorgen. Regen, Unwetter und zwei halbe Tage Training, ein Langstreckenrennen und ein Sprintrennen. Ob das mal alles Gut gehen kann? Zum Glück war ich ja mit Marlon im Frühjahr in Ales gewesen und habe da schon genügend Regenkilometer abgespult. "Wird schon" sprach ich mir selbst immer wieder Mut zu "Wird schon werden, Junge" als die Sicht im Nebel gen Null ging...

Gegen 16.30 Uhr traf ich endlich in Most ein und da wir eine Box hatten, die wir uns mit Michi, Ronni und Lars (Team #199) teilten, war der Aufbau schnell erledigt. Enz - der Streber - begrüsste mich in vollem Leder und ich ahnte schon, er war viel früher angekommen und hatte sich vor lauter Vorfreude gleich den Freitag Nachmittag dazugebucht. Ich hingegen ging gleich zum gesellschaftlichen Teil des Tages über und beendete meine Anreise mit einem kräftigen Schluck kühles Blondes. Wir besprachen die Taktik für Samstag, wechselten noch Reifen, grillten lecker Lummersteaks, machten eine Streckenbegehung mit Michi & Ronni und blickten immer wieder erfürchtig auf die Unwetterfront die am Erzgebirge festhing...

Samstag, 25. Mai 2013 - Langstreckenrennen

Wegen der Box war meine Schlafkoje im Bulli dieses Mal richtig luxuriös und bestand lediglich aus Feldbett, Heizlüfter, Schlafsack, Kopfkissen und dem obligatorischen Hundebett für Klein Pfuma. So erwachte ich gut gelaunt und bestens erholt aus meinem Dornrößchenschlaf um den Tag in Most zu begrüßen. Mein erster Blick aus dem Fenster war vielsprechend. Das Erzgebirge hat die angreifende Tieffront über Nacht in Schach gehalten. Zwar haben vereinzelte Sturmtrupps aus Miniwölkchen die Verteidigungslinien durchbrochen, aber im großen ganzen hielt das Bollwerk die drohenden Überschwemmungen von meinen Füssen fern. Ich frühstückte, trank Kaffee und beschloss den ersten Turn wegen Nieselmistmischwetter ausfallen zu lassen. Wie vermutet klarte es zum zweiten Turn auch schön auf! Aber auch mein zweiter Turn sollte ausfallen: Ein übermotivierter Mitstreiter hob sein gestürtztes Motorrad aus dem Kiesbett der Schikane wieder auf, kehrte zurück auf die Strecke und besudelte über einen Kilometer die Ideallinie mit lecker Motoröl. Na toll! Jetzt wurde es langsam etwas enger - nur noch zwei Turns dann Langstreckenennen. Ich sprach mir Mut zu und bat Enz (dessen Turns ohne Zwischenfälle verliefen und der den Morgen über auch fleissig am trainieren war) mir seine Linie im dritten Turn zu zeigen. Danach trainierte ich noch einen Turn allein und dann sollte es so weit sein.

Wir einigten uns darauf, dass Enz den ersten Stint im Rennen fährt und so rollte er gegen 15.00 Uhr Richtung Startaufstellung. Wir gingen von Platz 40 ins Rennen und machten uns keine grossen Hoffnungen. Überall um uns herum standen 600er, 750er und 1000er. Wir waren in die Klasse bis 150PS eingeteilt und unsere Minitwins waren mit Abstand die schwächsten Maschinen im Feld. Wir sahen es daher als sehr langes Training anstatt als Rennen an und unsere Ziele lauteten Sitzenbleiben, Spaßhaben und Streckelernen. Nach einem beherzten Sprint im LeMans Start donnerte das Feld los und Enz kämpfte wacker um unsere Position Runde um Runde zu verteidigen. Das Erzgebirge hingegen knickte zeitweilig ein und eine einzelne aber kräftige Sturmfront schaffte es über das Erzgebirge hinwegzurollen und sich zügig in unsere Richtung zu bewegen. Und während es ganz leicht nieselte, stand ich mit Christof wie auf heissen Kohlen an der Boxenmauer. Es war nicht Fisch nicht Fleisch - unsere Genicke in Lenkkopflager umfunktioniert schwenkten im 3 Sekundentakt zwischen Unwetterfront und Boxentafel hin und her. Hält das Wetter? Wie lang haben wir noch? Regenreifen drauf? Noch warten? Jetzt schon wechseln? So viele Fragen und so viel Unklarheit...

Frau Holle aber meinte es gut mit uns, als sie uns mit einem kräftigen Regenschauer aus unserer Unklarheit riss. Es schüttete auf einmal wie aus Eimern. Binnen einer Minute flogen vier Mitstreiter ins Kiesbett und die Rennleitung entschloss sich das Safety Car auf die Strecke zu schicken. Die Boxengasse ähnelte jetzt einem Bienennest. Überall huschten Menschen umher und es wurde hektisch gewechselt, gewerkelt und geflucht. Auch mir standen die Schweissperlen auf der Stirn - zum Glück hatte ich in Ales Felgenwechseln bis zum Abwinken geübt. Während ich also das Vorderrad wechselte, machten sich Christof und Sonjas am Hinterrad zu schaffen. Enz - der Streber - ist natürlich nicht gestürzt und kam heile wie auf Eierschalen aber klitschnass in die Box und half mir noch dabei mein Regenzeug anzulegen.

Ich sagte noch ein kurzes Stossgebet und warte am Ende der Boxengasse auf die grüne Ampel um mich hinter dem Safety Car einzureihen. Eine Runde nur war das Safety Car mit mir da draussen und mit grünen Flaggen wurde das Rennen wieder frei gegeben. Zu kurz die Zeit um sich an den Regen und die Verhältnisse zu gewöhnen. Und wie die Irren stampften ein Paar Wagemutige auf Start Ziel an mir vorbei. Ich ahnte Übles, und stampfte so gut es ging hinterher, aber bereits 300m vor der Startzielschikane richteten sich die ersten wieder auf und finden zaghaft an zu bremsen. Die ersten zwei Mitstreiter hatte ich also schon wieder eingeholt und in der Schikane lief ich bereits auf den Nächsten auf. Auch hier "Schwupp" schneller Prozess und weiter vorwärts. Ich kämpfte mich Stück für Stück an allen Motorrädern, die vor mir in Reich- und Sichtweite waren, vorbei und sagte mir dabei immer wieder "Sitzen bleiben, Herby! Bloss sitzen bleiben, Junge!" Nass, grau, kalt und es wurde mir unheimlich. Da stimmt was nicht!

Es überholte mich niemand. So spulte ich meine Runden ab und stellte fest, dass ich mich zunehmends wohler fühlte. Runde für Runde fuhr ich meinen Turn im Regen und war mir sicher in der Box wird auch Enz fleissig auf Regenreifen umgerüstet. Am Ende meiner 30 Minuten fuhr ich in die Box und Enz wieder raus auf die Strecke. Ich horchte ungläubig dem freudestrahlenden Christof, der mir mitteilte, dass wir nach der ersten Stunde Sechster in der Gesamtwertung und Erster in der Klassenwertung sind. Frau Holle meinte es guuuuuut mit uns! :oD

Im dritten Stint hörte es auf zu Regnen und die Strecke trocknete langsam wieder ab. Vereinzelt waren auf der Ideallinie jetzt wieder trockene Stellen zu sehen und Enz spulte fleissig seine Runden ab. Und auch der vierte Turn verlief ganz gut für mich. Allerdings sollte es ein kurzer Turn werden, denn die abtrocknende Strecke verlangte das wir bald wieder auf Rennreifen umrüsten. Ich war 20 Minuten draussen als ich Enz bereits wartend auf seiner Maschine fertig zum Wechseln sah und kehrte zurück in die Box zum Rennreifen abholen. Nun, als die Verhältnisse besser wurden konnten die PS-starken Maschinen auch wieder von Ihrer Leistung Gebrauch machen und die Rundenzeiten wurden niedriger. Enz war gerade für den fünften Turn draussen und mein sechster Turn stand an. Auch dieser Verlief gut! Den ein oder anderen überholte ich und der ein oder andere flog an mir vorbei. Mein Laptimer blinkte oft rot und ich fühlte mich zunehmend besser auf der Strecke und auf meiner SV. Ich bremste später, nahm mehr Schwung mit in die Kurve und ging früher ans Gas. Bis ich auf eine TL1000 auflief, gegen die ich einfach kein Mittel finden konnte. Zwar schaffte ich es immer wieder an die TL ran zu kommen oder auch Kurvenausgangs gleich zu ziehen aber auf den langen (Semi-)Geraden konterte die TL immer wieder, um dann in den Kurven den Anker zu werfen. Es war zermürbend und nach drei erfolglosen Runden Konterkrieg entschloss ich mich frühzeitig in die Box zurückzukehren und Enz den letzten Turn und auch den Zieleinflauf zu überlassen.

Wir waren euphorisiert und berauscht vom Adrenalin. Wir waren sitzen geblieben und hatten unter widrigen Bedingungen ein bravoröses Rennen abgeliefert. Und wenn es auch keiner von uns beiden laut auszusprechen wagte, hofften wir doch insgeheim wegen unserem super Zwischenergebnis auf einen Pokal oder zumindest eine einigermaßen gute Platzierung. Wir streiften das Regenzeug ab, aber ließen das Leder noch an und köpften ein kühles Blondes. Sonja und Christof waren auch wie aus dem Häußchen und spekulierten schon ob unserer Platzierung. Bei der Siegerehrung dann kam die große Überraschung: Nicht Sechster, Fünfter, Vierter oder Dritter... Unsere Leistung hatte für den zweiten Platz in der Klassenwertung und den 8. Platz in der Gesamtwertung gereicht. Sowohl Hechi als auch Wolli waren stolz auf uns und Wolli konnte es sich nicht verkneifen die versammelten Fahrer darauf hinzuweisen, dass wir mit unseren Minitwins die mit Abstand schwächsten Maschinen im Feld haben. So war meine stolzgeschwollene Brust noch ein paar Zentimeter breiter als ich mein Küßchen und Pokal bei Angie abholte. Sieger wurden übrigens unsere Boxnachbarn das Team #199 mit einer Runde Vorsprung. Knappes Ding Jungs und Glückwunsch an Michi, Ronni und Lars! Oben auf dem Podest knibbelte ich den Verschluss der Sektflasche auf, aber kaum hatte ich die Silberfolie abgeknibbelt stand ich ganz allein auf dem Podest. So ein Mist, ich wurde tatsächlich meiner ersten Sektdusche beraubt! ;o) Den Abend liessen wir mit Bier, Schnitzel und ein wenig Champions League ausklingen, aber ich war so geschafft vom Rennen, dass ich mich bereits in der Halbzeitpause in meine Koje verzog um mir meine Augenlieder von innen anzusehen.

Sonntag, 26. Mai 2013 - Sprintrennen

Ich hatte eine unruhige Nacht hinter mir. Im Bulli war es kälter als in der Nacht zuvor, es regnete, Sturmböhen wackelten an den alten Boxentoren und innerlich war ich noch so aufgewühlt von den Ereignissen des Vortages, dass ich sogar vom Regenrennen träumte. War das eine Verarbeitung des Erlebten oder eine Vorahnung auf den heutigen Tag? Der Blick aus dem Fenster lieferte mir prompt die Antwort. Es war eine Vorahnung, denn die Bastion Erzgebirge ist in der Nacht endgültig dem Sturmtrupp Regenfront zum Opfer gefallen. Der Himmel war so weit das Auge reichte gleichmäßig grau und es regnete, zwar leicht, aber stetig. Ich zog meine müden Knochen langsam aus der Koje, wanderte in die Box und weckte Sonja und Christof mit Käffchen. Die Anzeige in der Boxengasse zeigte behagliche 3°. Gegen halb Neun verkündete Wolli durch den Fahrerlagerfunk, dass wir aufgrund der widrigen Bedingungen auf die Gruppenteilung verzichten und in den Open Pitlane Modus wechselten. Viele der Konkurrenten juckte das aber mal so garnicht, denn ich schätze das halbe Starterfeld war in Begriff abzubrechen, einzupacken und die Heimreise anzutreten. Doch wie heisst es nochmal so schön, nur die Harten kommen in den Garten und die Härteren auf die Gärtnerin (hoffe nur die Gärtnerin kann schwimmen)! So gegen 10.00 Uhr machten Enz und ich uns bereit unseren ersten Turn zu düsen und gegen 11.30 machten wir den zweiten Turn. Die Verhältnisse waren wirklich bescheiden, in der Senke zwischen Matadorbogen und Fahrerlagerkurve floss sogar ein Bach Regenwasser über die Strecke und vereinzelt Standen dicke Pfützen in den Bremszonen. Weitere Turns schenkten wir uns also und verbrachten den Rest des Vormittags mit Warmhalten, Kaffetrinken und Futtern.

Die Rennen, die ab 14.00 Uhr nach Klasseneinteilung beginnen sollten, wurden kurzerhand in ein Rennen zusammengelegt und so ergab es sich, dass wir mit der 600er Klasse ganz hinten starten durften. Enz von Startplatz 27 aus und ich von Platz 30 von insgesamt 32 Startern. Das Wetter verschlechterte sich zum Mittag hin stetig und aus leichtem war jetzt starker Regen geworden. Ich befürchtete aus dem Bach ist bestimmt ein Fluss und aus den Pfützen sind ganze Seen geworden, aber dem war nicht so. Das Problem, dass Frau Holle für uns bereit hielt sollte ein anderes sein. Im Training waren es nur die schlechten Verhältnisse, die uns zu schaffen machten, aber wir fuhren mit Abstand zum Vordermann. In der Warm Up Lap aber merkte ich schnell, es ist nicht das Wasser von oben das stört, viel mehr ist das Wasser welches der Vordermann aufschleudert ein viel größeres Problem, auf das ich mich einstellen müsse. Ich dachte so intensiv darüber nach, dass ich fast vergass wo ich mich in der Startaufstellung hinstellen sollte - ach ja - genau hinter der signalpinken SV vom Enz. Das krieg ich hin!

Startaufstellung - Ampel rot - Drehzahl hoch - Ampel aus - Kupplung fliegen lassen und LOS!!! Aber Moment mal - ich weiss ich bin ein schlechter Starter aber das ist geradezu lächerlich. Ich komme mir vor als würde ich stehen während das gesamte Feld einfach so davonfliegt. Und die beiden Karren hinter mir ziehen auch ganz locker an mir vorbei. Also, ran halten und als Letzter in die Schikane. Aber weit gefehlt. Wie schon im Endurancelauf bremsen die alle viel zu früh und die ersten paar Mitstreiter kassiere ich noch auf der Bremse aussenherum. Dann folgt eine sehr enge, eierige 20km/h Quetschpartie durch die Schikane und ab geht's zügig weiter. Mit Sicht gleich Null und Vollgas Richtung Spitzkehre. Rund um die Spitzkehre und wieder das gleiche Spiel - überall Gischt - absolut Null Sicht und Wasser von oben wie von unten. Ich merke schnell hinterherfahren macht absolut gar keinen Spaß und so gebe ich mir Mühe so viele Kontrahenten wie möglich hinter mir zu lassen. Enz hat das scheibar auch sehr schnell gemerkt und stampft mit affenartiger Geschwindigkeit durch's Fahrerfeld. Keine ganze Runde und ich hab ihn vor mir schon aus den Augen verloren.

Egal, jeder fährt sein eigenes Rennen und jetzt zählt nur meine Leistung, aber Mist ich seh nix! Auf Start und Ziel wird das Spiel noch heftiger. Vollgas im roten Bereich des sechsten Ganges und vor mir nur Gischt. In den nächsten Runden verpasse ich das ein oder andere Mal mangels ausreichender Sicht den Bremspunkt und muss weit gehen. Ab und an komme ich an die Curbs, die jetzt Spiegelglatt sind und werde mit heftigen Hinterradrutschern belohnt. Aber alles in allem läuft es ganz gut und ich kann auch hier Meter und Plätze gut machen. Ich weiss nicht mit wem ich mich Messe aber die zweite Rennhälfte bin ich in einer Gruppe mit zwei 750ern. Wir kämpfen hart aber fair. Mal werde ich ausbeschleunigt, mal geht einer auf der Bremse vorbei, mal kontere ich wieder auf der Bremse oder im Kurvengeschlängel. Vor allem aus dem Matadorbogen heraus über den Bach in die Fahrerlagerkurve hinaus kann ich immer wieder überholen, aber Eingangs Startziel machen die hubraumstärkeren Maschinen mit heftigen Hinterradrutschern beim Herausbeschleunigen immer wieder Meter auf mich gut und so bleibt mir der 190km/h Blindflug bis zum Rennende leider nicht erspart.

Was bin ich glücklich nach 8 zermürbenden Runden endlich die Checkered Flag zu sehen! Das war's - ich hab's überstanden. Ich bin Frau Holle und der Sächsischen Unwetterfront nicht zum Opfer gefallen und auch Enz hat das Rennen heile überstanden. Zufrieden stossen wir mit Sonja und Christof auf das Rennen an und freuen uns wie Hulle auf die bald stattfindende Siegerehrung. Und auch dieses Ergebniss ist besser als gedacht - allerdings darf ich nicht nochmal auf's Treppchen und die Sektdusche wird mir wieder vorenthalten, denn die Siegerehrung findet in Box 1 statt. Enz konnte sich den ersten Platz in der Klassenwertung und den fünften Platz in der Gesamtwertung sichern und für mich gab's den vierten Platz in der Klassenwertung und immerhin noch den 12. Platz in der Gesamtwertung. Und auch dieses Mal konnte Wolli es sich nicht verkneifen die versammelten Fahrer darauf hinzuweisen, dass wir Minitwinler sind! ;o) Ich, nein wir, waren überglücklich - und es hatte sich gelohnt - trotz oder gerade wegen des Wassers waren beide Tage so erfolgreich. Regen scheint mein Ding zu werden und ich verspreche Euch, wenn's hilft esse ich vor den Rennen ab sofort meine Teller nicht mehr ganz auf und lerne so schnell es geht den Cherokee-Regentanz!

Es war eine durch und durch gelungene Veranstaltung - mit vielen Höhepunkte und sehr viel Grund zur Freude. Ich danke Hechi von HJ PowerTech, Angie & Wolli aus der Biker Office und allen anderen Mitstreitern, Kollegen und Helfern herzlich für meinen ersten Podiumsplatz. Ganz besonderer Dank geht an Sonja, Christof und Enz - ohne die mir dieses Erfolgserlebnis wohl nicht gegönnt worden wäre. Und natürlich bevor ich es vergesse, ich danke dem Erzgebirge und Frau Holle für die tatkräftige Unterstützung!

Never forget, even the darkest cloud has a silver lining… ;o)

Bericht - Herbert Höckel - 28.05.2013