Bikers-Corner Racingteam

MTR Saisonabschluss 28.09.2013

Nachdem schon vor zwei Wochen die Seriensportsaison in Most ihr Ende fand, ging es am späten Donnerstag Nachmittag Richtung TT Circuit in Assen zum 2013er Minitwin Cup Saisonabschluss. Die Meisterschaft ist noch nicht ganz entschieden, viele Mittelfeldfahrer haben sich weit nach vorne gekämpft, die Meldelisten sind voll und es verspricht ein spannendes Wochenende zu werden.

Mit dem voll gepackten Bulli geht es also los Richtung Assen, in Rekordzeit erreiche ich den Paddock der Cathedral of Speed. Der Wetterbericht verspricht sonnige 17°C fürs gesamte Wochenende und die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei nahezu 0%. Nur dieser eledinge Westwind pustet unermüdlich durchs Fahrerlager und lässt mich 3 Minuten nach meiner Ankunft schon wieder bibbern.

Nach 14 Rennen an sieben Events, einem Auftakttraining und insgesamt vier weiteren Renntrainings in meiner 2013er Saison bin ich geübter Meister im Rennstreckentetris und so wird in wenigen Minuten aus einem vollgepackten Pistenbulli mein schnuckeliges Racecamp. Mein Teamkollege Andreas Enz #476 ist bereits lange vor mir da und so widmen wir uns alsgleich dem gemütlichen Teil des Abends – Butterbroten, Bier, Benzingesprächen und die übliche MTR Geselligkeit.

Für den Freitag habe ich mir bei CRT fünf Turns in der SportGridTime Gruppe gebucht und freue mich bereits in Kürze wieder ordentlich aufzünden zu können. Kurz vor dem ersten Turn kommen auch Sonja Kemper – die gute Seele des Team – und Christof Kemper – unser Cheftechnicker – an. So ist unser kleines aber feines Team schon fast komplett, fehlen nur noch Marlon Braune #412 und Christopher Adam – welche im Laufe des Tages auch ihren Weg nach Assen finden sollen. Mein Training am Freitag ist jedoch schnell erzählt – während Andreas gnadenlos eine persönliche Bestzeit nach der Anderen in den Asphalt brennt, entwickeln sich meine Rundenzeit rückwärts. Im ersten Turn unterbiete ich zwar noch meine persönliche Bestzeit aus 2012 (2:07) um eine halbe Sekunde, aber im Laufe des Tages werde ich nur noch langsamer (2:11). Meine Linie stimmt, ich fühle mich wohl, meine anfangs viel zu kurze Übersetzung ist korrigiert aber meine Rundenzeiten werden immer schlechter. Da ist der Wurm drin! Blockade? Müde? Kein Ehrgeiz? Bei gut gekühltem Gerstensaft entscheide ich mich den Tag zu streichen und den morgigen Renntag einfach auf mich zukommen zu lassen.

Für das Qualifying am Samstag bin ich optimistisch und gelassen. Viel schlechter als gestern kann es gar nicht mehr laufen und mit dem Ehrgeiz eine gute Startposition zu ergattern steige ich auf meine treue Suzuki SV650S und rolle raus. Ich fliesse im Verkehr mit und fahre das Qualifying locker in meinem Tempo. Als ich aber von Stefan Weidemann #455 überholt werde, entschliesse ich mich an ihn ranzuhängen und etwas von ihm ziehen zu lassen – und siehe da, mein Plan trägt Früchte und ich kann den 24. Startplatz mit einer 2:09 ergattern.


Rennen 1 – Assen – 12:50 Uhr

Ich bin doch allen Ernstes so entspannt an das Rennen herangegangen, dass ich völlig vergessen habe mir meine Startposition einzuprägen!? In der Warmup-Lap dämmert es mir, dass ich nicht weiß wo ich mich im Grid hinstellen soll – Depp depperter! Ich schleiche im Schneckentempo in die Grid. Reihe 9, ne, das ist es nicht, schiebe mein Motorrad zurück, Reihe 10, ne auch nicht, Reihe 11, auch nein! Da winkt ein holdes, leicht hysterisches Mädchen aus Reihe 8, wo ich mich doch gefälligst aufstellen soll. Super – Konzentration gleich Null, Puls auf 180, Stress pur und dann geht die rote Ampel auch schon aus. Ich hab mich noch gar nicht richtig gesammelt und das Feld heizt gnadenlos los. Ich hinterher und erwischen trotz meiner Startschwäche einen guten Start. Noch vor der ersten Kurve kann ich ein paar Plätze gut machen und dieses Mal ist Stefan Steinbrückner #423 nicht an mir vorbeigeflogen – das geht gut los! Aber es endet auch sehr schnell wieder. Ich bin ziemlich verkrampft, versuche mit allen Kräften an den vor mir fahrenden dran zu bleiben, muss aber sehr schnell einsehen, dass ich sowohl Stefan Esters #414 als auch Olaf Müller #456 ziehen lassen muss. Zu allem Überfluss ist Michael Bach #494 mit seiner Hyosung GT650 direkt hinter mir und macht ab der ersten Runde ordentlich Druck. Vor allem in der Haarnadellinks Stubben schaut er sich immer wieder mal mein Hinterrad aus der Nähe an und versucht vorbei zu huschen. Ich kann zwar jedes mal dagegen halten, aber während wir im Formationsflug aus der Stubben ballern wünsche ich mir sehnlichst die karrierte Flagge herbei. Ich kann Michaels permanente Angriffe bis zum Ende abwehren und fahre glücklich vor ihm über die Zielgerade. Mit dem Ergebnis kann ich nur bedingt zufrieden sein – der 21. Platz – und meine Linie in der Stubben sowie der Stekkenwal Kurve ist unterirdisch.

Kaum im Parc Ferme angekommen werde ich von guter Kunde empfangen – mein Teamkollege Andreas Enz #476 konnte das Rennen für sich entscheiden und somit seinen zweiten Sieg einstreichen. Lady Luck war ihm Hold: Christian Kemper #483 und Gordon Hensel #467 liefen auf Überrundete auf und während Christian und Gorden sich entschieden zurückzustecken, schaltete Andreas wohl den Verstand aus, lud nochmal durch und flog mit über 200km/h durch die Ramshoek Kurve um beide Mitstreiter in der letzten Runde doch noch einzupacken. Den Gorden #467 ärgert’s nicht – denn mit seinem 2. Platz und 20 Punkten macht er den Sack zu in der 2013er MTR Meisterschaft – Hoch lebe der Doppelmeister – Glückwunsch!!!

Auch für Marlon #412 – dem dritten Fahrer in unserem Team – lief es gut. Nach zwei Stürzen dieses Jahr und den daraus resultierenden Krankenhausaufenthalten feierte er ein gelunges Comeback im Minitwincup und fuhr einen souveränen 15. Platz heraus. Ist zwar noch kein Pokal, dafür aber wertvolle Punkte in der Meisterschaft!

Etwas schlechter verlief das Rennen für Jens Voggeneder #486, der sich per Highsider aus dem ersten Lauf verabschiedete. Körperlich unversehrt machte er sich direkt nach dem Rennen daran seine SV für den zweiten Lauf wieder zu richten. Und wie immer war die Unterstützung im Fahrerlager groß. Es wurde mit angepackt, Ersatzteile gespendet und so wurde der Schrott schnell wieder flott. Ein grosses Lob an dieser Stelle an alle Organisatoren, aktiven Fahrer und Unterstützer des MTR Cup – die Kollegialität ist einfach genial – fast schon brüderlich – es wird geteilt und geholfen wo immer Not am Mann ist. Es gibt Fights nur auf der Strecke, die aber immer gentleman like und fair bleiben, denn wenn es eng wird, gibt jeder seinem Nebenmann genug Platz zum Überleben. Aber wer hergebrannt werden kann, wird eben hergebrannt!

Platzierungen Rennen 1

1 - #476 - Andreas Enz (1:55.94)
2 - #467 - Gorden Hensel (1:55.47)
3 - #483 - Christian Kemper (1:56.03)
4 - #439 - Norbert Schäfer (1:58.47)
5 - #477 - Marco Mölders (1:58.57)
6 - #431 - Michael Preuss (2:00.36)


Rennen 2 – Assen – 16:45

Gentlemen - start your engines! Auf geht’s zum 2. Rennen. In der Aufstellung bin ich diesmal deutlich entspannter und die junge Dame aus der achten Reihe ebenfalls – siehe da – sie kann auch lächeln! Und auch dieses Mal erwische ich einen guten Start. Kann es sein, dass ich meine Startschwäche endlich überwunden habe? Egal, weiter geht’s. Auch diesmal mache ich in den ersten Kurven wieder Plätze gut und finde schnell in mein Rennen. Nur Marlon #412 und Stefan #414 muss ich erneut ziehen lassen. Und in der 4. Runde sticht Olaf Müller #456 innen auf der Bremse an mir vorbei in die Stekkenwal Kurve rein. Mist! Verdammt! Elendiger! Aber ich entschliesse mich, mich an seine Fersen zu hängen – schliesslich brauchte Olaf vier Runden um mich zu kassieren. Anfangs macht Olaf auch mächtig Meter auf mich gut, aber bereits in der Duikersloot laufe ich auf ihn auf. Ich erkenne meine Chance! In der ersten Streckenhälfte ist Olaf deutlich schneller, vor allem aus der Stubben heraus lässt er mich stehen, aber Ausgangs Duikersloot klebe ich wieder an seinem Hinterrad. In der 6. Runde reicht mein Speed um mit Olaf gleich zu ziehen. In der Ramshoek lasse ich Gas stehen und kann mich vor Olaf setzen. So – sitzenbleiben Junge – Tür nach hinten zu machen und noch vier Runden vorwärts! Weit gefehlt. Unter Vollgas im 6. Gang platzt unserem Glückskind Kai Marx #422 in der 7. Runde der Motor. Nur mit Mühe und Not schafft er es, sein wild pendelndes Heck zu stabilisieren und bleibt zum Glück sturzfrei. Das Rennen wird aus Sicherheitsgründen kurz darauf abgebrochen und ich freue mich wie ein kleines Kind, dass ich den Fight mit Olaf, der seinen schweren Sturz in der Schleiz scheinbar noch nicht ganz überwunden hat, gewonnen habe. Ich Danke Dir Kamerad für einen sportlichen, fairen und harten Kampf. Der 23. Platz hätte eigentlich Dir gehört und die 2:06 haben wir uns gegenseitig geschenkt!

Meine Teamkollegen waren ebenfalls erfolgreich. Marlon #412 erreichte einen 17. Platz, der noch besser geworden wäre, wenn das Rennen länger gewesen wäre, da Marlon in der 7. Runde noch fleissig Plätze gut machte. Und Andreas #476 der „Streber“ stand zum zweiten Mal an diesem Wochenende mit einem zweiten Platz auf dem Podium. Und auch für Highsiderprofi Jens #486 läuft das zweite Rennen deutlich besser als das Erste, denn er erkämpft sich den 4. Platz.

Platzierungen Rennen 2

1 - #467 - Gorden Hensel (1:56.70)
2 - #476 - Andreas Enz (1:56.67)
3 - #439 - Norbert Schäfer (1:58.23)
4 - #486 - Jens Voggeneder (1:58.56)
5 - #477 - Marco Mölders (1:57.99)
6 - #493 - Uwe Volmari (1:59.45)

Es kommt wie es kommen musste: Unser 2012er Meister ist auch der 2013er Meister und die Abschlussfeier war fulminant. Es gab jede Menge Pokale fürs Team, leckerstes Buffet, reichlich Freibier und bittersüße Caipirinhas – von denen der ein oder andere wohl etwas zuviel trank. Das i-Tüpfelchen war Live Musik von der einzigartigsten Mitmachband der Welt – den Gestiefelten Zwergen – inklusive Feuerwerk. Die tolle Saison im Minitwin Cup 2013 wurde passend gekrönt und gefeiert.

Ich freue mich auf 2014 mit Euch allen und bedanke mich für eine spannende, bewegende und ereignissreiche Rennsaison. Vielen Dank an das Orga-Team, an alle Mitstreiter, an alle Freunde, auch an die Unterstützer und besonderer Dank an Yussi für die super Fotos während der gesamten Saison. Ach ja und danke an die Sponsoren – ich hab in der Tombola doch tatsächlich die Held Phantom II Handschuhe gewonnen… :o)

Und noch eine frohe Nachricht zum Schluss: Es ergab sich beim Bierchen am Samstag und Kaffee zum Frühstück am Sonntag, dass sich Jens Voggeneder #486 uns anschließt und 2014 unter der Flagge des BC-Race Teams segelt! Willkommen im Team Sandra & Jens!

Bericht: Herbert Höckel – 30.09.2013