Bikers-Corner Racingteam

MTR Saisonauftakt Franciacorta 17. bis 20.04.2014

Nach einem im Bezug aufs Fahren viel zu langen und im Bezug aufs Schrauben viel zu kurzen Winter stand für das Osterwochenende die erste Ausfahrt in 2014 an. Als Gaststarter nahmen Herby und ich und noch ein paar andere Minitwin-Kollegen an der Saisoneröffnung der Klassik Trophy 2014 teil. Um nicht von schlechtem Aprilwetter überrascht zu werden, ging es nach Italien in die Nähe des Lago di Garda und Lago Iseo auf eine relativ neue aber unbekannte Rennstrecke namens Autodromo di Franciacorta.
Auf dem Plan standen am Gründonnerstag und Karfreitag zwei Trainingstage, am Samstag das Qualifying und für den Ostersonntag schließlich zwei Rennen. Die Wettervorhersage war für die Trainingstage sehr gut, aber am Rennwochenende sollte es regnen.
Die Anreise am Mittwoch dauerte zwar länger als geplant, vor allem bei Herby, doch schließlich kamen alle wohlbehalten an und waren mehr oder minder bereit für den ersten Trainingstag. Am Donnerstag morgen musste nämlich nach der Fahrerbesprechung erst noch die Papier- und technische Abnahme erfolgen. Diese dauerten so lange, dass Herby und ich den ersten Turn verpassten. Doch für den zweiten Turn waren wir bereit und konnten endlich wieder auf unsere SVs steigen. Die nur 2,5km lange Strecke bestand aus zwei kurzen Gerade und ansonsten nur Kurven, also wie gemacht für unsere SVs. Doch anscheinend war ich über den Winter stärker eingerostet als alle anderen. Denn einer nach dem anderen überholte mich und ich fühlte mich ziemlich unwohl beim Fahren. Bei Herby und meinem Reisepartner Ingo #485 lief es wesentlich besser und sie kamen nach dem Turn zufrieden wieder rein. Da ich Schmerzen an der rechten Hand hatte, entschied ich mich dazu eine etwas ausgedehntere Mittagspause zu machen und nur noch den letzten Turn des Tages zu fahren. Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich dadurch natürlich ganz schnell einen neuen Spitznamen inne: „Prinzessin Marlene“. Während ich also im Fahrerlager saß und die Sonne genoss, hatten die anderen ihren Spaß auf der Strecke und erzählten zwischendurch von ihren Heldentaten. Im letzten Turn des Tages lief es dann schon ein bisschen besser für mich, doch ich musste mir danach eingestehen, dass ich nicht nur ziemlich langsam geworden war, sondern auch noch Motivationsprobleme hatte. Anscheinend hatte ich den Spitznamen wirklich verdient! Am Abend konnten wir uns wieder auf die sehr guten Grillkünste von Stefan #423 verlassen und saßen in großer Runde zusammen.
Am zweiten Trainingstag lief es dann schon ein bisschen besser bei mir und ich konnte meine Rundenzeit von 1:31 auf 1:27 hoch verbessern, doch Ingo war mittlerweile schon bei einer 1:26 hoch angelangt und auch Herby hatte die 1:30 geknackt. Aufgrund der kurzen Strecke mit den wenigen Geraden verbrauchten unsere SVs nur 2-2,5 Liter pro Turn, doch irgendwie hat es Heinz #60 dann doch noch geschafft, mit Spritmangel liegen zu bleiben. Ansonsten verlief der Tag ohne Zwischenfälle und das Rennwochenende konnte kommen.
In der Nacht von Freitag auf Samstag regnete es dann ziemlich stark und am Samstag morgen begrüßte uns auch noch Nebel, also eigentlich schönstes Eifelwetter. Doch zum Glück war der Wetterbericht falsch, die Sonne kam raus und trocknete die Strecke für das erste Zeittraining halbwegs ab. Ingo hatte kurzfristig noch einen Rückzieher gemacht und seine Nennung für die Rennen zurückgezogen, wahrscheinlich hatte er Angst von Prinzessin Marlene im Renne überholt zu werden oder er war sich sicher, dass ich seine Bestzeit nicht mehr knacken würde. Also gingen Herby und ich auf die Strecke, die angeblich trocken war. Meiner Meinung nach gab es allerdings noch einige nasse Stellen und ich machte sehr langsam. Herby und einige andere schien das nicht zu stören und sie fuhren die gleichen Zeiten wie am Vortag. Anscheinend hatte ich mich doch geirrt und zu viel Mimimi gemacht. Zum Glück gab es ja noch ein zweites und drittes Zeittraining. Da bis dahin auch endlich mal die Sonne rauskam, konnte ich mich am Ende auf eine 1:28,7 steigern, was leider immer noch eine Sekunde langsamer als am Vortag war. Herby qualifizierte sich zwei Plätze hinter mir, sodass es ein spannendes Rennen für den Sonntag versprach. Doch ich hatte noch ein Ass im Ärmel, dass ich mir für den Rennsonntag aufbewahrt hatte, um vorher die restlichen Fahrer in Sicherheit zu wiegen: Der Wechsel vom Originalauspuff auf eine MHP-Komplettanlage! Nach zwei gescheiterten Versuchen im Winter, diese Anlage selber zu montieren, hatte ich gehofft, dass mir die anderen Fahrer dieser Anlage ein paar Tipps geben könnten. Doch es kam noch besser, nämlich Mark Hill, der Hersteller der MHP-Anlagen war anwesend. An dieser Stelle nochmal vielen Dank an Mark für die Hilfe! Durch die 10kg Gewichtsersparnis und mindestens 10PS Mehrleistung war ich nun also bestens vorbereitet für die Rennen ;-)
Auch am Ostersonntag hatte die Wettervorhersage unrecht und uns begrüßte strahlender Sonnenschein nach morgendlichem Nebel (angeblich gab es sogar Leute mit Sonnenbrand ;-) ). Für die Rennen wurden mehrere Klassen zusammengelegt, sodass unsere Klasse Top Twins zusammen mit den Big Twins und den Junior-Fahrern startete. Herby startete nun also von Platz 21 und ich von 19 bei insgesamt 38 Fahrern. Ich wollte einfach nur ein bisschen Spaß haben und sitzen bleiben, da wir als Gaststarter eh nicht um Punkte fuhren. Nach zwei Warmup Laps ging es dann also in die Startaufstellung und zum ersten mal in 2014 sah ich wieder die rote Ampel. Diese ging blitzschnell aus und alle schossen vorwärts. Aber anscheinend hatte ich das mit dem Spaß haben und lockerem Rennen fahren ein bisschen übertrieben und verlor schon beim Beschleunigen zur ersten Kurve 5 bis 6 Plätze. Doch im Laufe der ersten Kurven konnte ich ein paar Plätze gut machen und war schließlich hinter Herby. In der zweiten Runde war ich direkt hinter ihm und als wir die Schikane vor Start/Ziel anbremsten, hörte ich plötzlich ein lautes langes kratzendes Geräusch hinter mir. In diesem Moment konnte ich nur noch hoffen, dass ich beim Einlenken in die Kurve nicht abgeschossen werde, da anscheinend ein hinter mir fahrender Fahrer beim Anbremsen gestürzt war. Zum Glück kam ich durch die Kurve ohne getroffen zu werden, doch kurz darauf wurde das Rennen mit roter Flagge unterbrochen. Ein Fahrer, der zwei Positionen hinter mir lag, war anscheinend völlig übermotiviert und ist beim Anbremsen dem Fahrer hinter mir in den Auspuff gefahren und dann gestürzt. Nun ging es in die Box und wir warteten auf den Neustart des Rennens. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es zurück in die Startaufstellung. Wieder erwischte ich einen schlechten Start und Herby konnte mich erneut überholen. Doch dieses mal wollte ich nicht lange fackeln, da durch den Neustart nur 6 Runden gefahren werden sollten. In der ersten Runde ging ich an ihm vorbei und war dann hinter einem KTM RC390 Fahrer aus dem ADAC Junior Cup. Auf der Start/ Ziel Geraden konnte ich durch den Leistungsvorteil vorbeifahren, doch beim Anbremsen der ersten Kurve war er so spät dran, dass er jedes mal wieder durchschlüpfte. Nach ein paar Runden kam ich schlecht aus der letzten Kurve und war zu weit weg um ihn auf der Geraden zu überholen. Er rechnete wahrscheinlich mit einem erneuten Angriff von mir und versuchte Ende der Geraden besonders spät zu bremsen, zu spät. Er musste weit gehen und ich konnte innen durchschlüpfen. Zum Rennende hin konnte ich noch auf die Gruppe vor mir aufschließen, aber zum Überholen reichte es durch die verkürzte Renndistanz leider nicht mehr. Meine Rundenzeit konnte ich gegenüber dem Qualifying um 2 Sekunden verbessern und erreichte in der Klasse Top Twin Platz 10. Herby überquerte die Ziellinie als 13., nachdem er leider den Kampf gegen eine Yamaha TRX850 verlor.
Das zweite Rennen des Tages fand am Nachmittag statt und wir nahmen wieder unsere Plätze in der Startaufstellung ein. Dieses mal wollte ich den Start besser hinbekommen und nicht schon wieder gegen Herby den Kürzeren ziehen. Doch es kam natürlich, wie es kommen musste, Herby war vor mir in der ersten Kurve und ich kam in der ersten Runde nicht so richtig in Fahrt. Eine Ducati drückte von hinten und wir waren ja schließlich nicht für eine Bummelfahrt hier. Also Attacke und die Lücke zu Herby zu fahren. Aus der spitzen Rechtskurve vor der Gegengerade kam er sehr schlecht raus und ich versuchte, ihn außen auf den Curbs zu überholen. Als ich auf gleicher Höhe neben ihm war, wollte ich vom 4. in den 5. Gang schalten. Im Eifer des Gefechts hatte ich nur leider vergessen, dass ich das Schaltschema umgedreht habe. Nach einer kurzen Schrecksekunde im 3. Gang also schnell in die andere Richtung hochgeschaltet, doch Herby war natürlich auf der Geraden wieder ein Stückchen davon gezogen und auch die Ducati hatte mich durch meinen Fehler ausbeschleunigt. Am Ende der Geraden hieß es dann also Arschbacken zusammen kneifen und versuchen, den Fehler wieder gut zu machen. Auch der Ducati Fahrer hatte Blut geleckt und bremste sich innen an Herby vorbei, sodass ich mich außen vorbei bremsen musste. Auf der Start/ Ziel Geraden konnte ich dann auch wieder an der Ducati vorbei gehen nur um eine halbe Runde später beim Umlegen von der langen Links auf die Rechts von ihm innen überholt zu werden. Dieses Spiel ging dann noch zwei Runden so weiter, ich überholte auf der Start/ Ziel und er stach immer wieder beim Umlegen innen rein. Nach dem dritten mal machte ich dann die Türe zu und fuhr in der Kurve Kampflinie. Dadurch konnte ich mich etwas absetzen und überholte noch einen Fahrer vor mir. Schlussendlich kam ich mit knapp 1 Sekunden Vorsprung auf die Ducati ins Ziel und erreichte in der Klasse Top Twin den 7. Platz mit einer persönlichen Bestzeit von 1:26,235. Herby konnte sich ebenfalls verbessern und wurde 9. mit einer Bestzeit von 1:28,336.
Nach der Siegerehrung und dem Einladen ging es dann noch an den Gardasee um das Rennwochenende gemütlich ausklingen zu lassen, bevor am Ostermontag die lange Rückreise anstand. Vielen Dank an alle Beteiligten für das im Endeffekt doch noch sehr schöne Osterwochenende!


https://www.youtube.com/watch?v=-yVSUTGrKUw